Durchlässig werden – Eine Einladung zur inneren Anatomie
- freiburghausnora3
- 4. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Warum dieser Blogbeitrag entstanden ist
In letzter Zeit beobachte ich etwas Berührendes: Nach den Yogastunden bleiben vermehrt Teilnehmer*innen länger, suchen das Gespräch, stellen Fragen – nicht nur zu Asanas oder Atemtechniken, sondern zu den feinstofflichen Dimensionen des Menschseins. Es entsteht ein Raum, in dem Worte wie Energie, Prana, Chakras oder Intuition nicht mehr fremd klingen, sondern neugierig und offen erforscht werden. Ich spüre ein wachsendes Interesse, ein stilles Sehnen nach Tiefe, nach innerem Verstehen.
Lange Zeit war ich selbst eher zurückhaltend gegenüber solchen Themen. Zwar trug ich immer ein Gefühl in mir, dass da mehr ist – mehr als Körper, mehr als Denken – doch die Art, wie manche Menschen mit Räucherstäbchen und Chakrenarbeit auftraten, wirkte auf mich oft weltfremd. Ich konnte mich nicht ganz damit identifizieren.
Erst meine eigene Yogapraxis hat mich langsam geöffnet. Sie machte mich weicher, empfänglicher, durchlässiger. Nicht durch Dogmen, sondern durch Erfahrung. Durch Atem, Stille, Bewegung. Ich begann zu spüren, was vorher nur Theorie war. Und ich erkannte: Die feinstoffliche Anatomie ist kein esoterisches Konzept, sondern eine lebendige, erfahrbare Wirklichkeit.
Dieser Blogbeitrag ist entstanden aus dieser Wandlung – und aus dem Wunsch, das, was sich in mir und in der Gemeinschaft zeigt, in Worte zu fassen. Er soll eine Einladung sein, die subtilen Ebenen unseres Seins zu erkunden. Nicht als fertiges Wissen, sondern als gemeinsame Reise. Als Landkarte für das, was sich zwischen Atemzug und Bewusstsein entfaltet.
Die feinstoffliche Anatomie – Eine innere Landkarte
Die feinstoffliche Anatomie beschreibt die subtilen Ebenen unseres Seins, die über den physischen Körper hinausreichen. Sie ist eine Landkarte für das, was wir fühlen, ahnen und manchmal nur im Stillen erahnen. In der yogischen Tradition wird sie durch drei zentrale Konzepte beschrieben: die Koshas, die Granthis und die Chakras.
Koshas – Die Hüllen des Selbst
Die Koshas sind fünf Schichten, die unser wahres Wesen umgeben. Sie sind wie Schleier, die sich gegenseitig durchdringen und gemeinsam unser Erleben formen.
Die äusserste Hülle ist der physische Körper – sichtbar, greifbar, geformt aus Nahrung und Bewegung. Darunter liegt der Energiekörper, durchzogen von Prana, der Lebensenergie, die durch Atem und Aufmerksamkeit gelenkt wird. Die dritte Schicht ist der Mentalkörper, in dem Gedanken, Emotionen und Sinneseindrücke entstehen. Tiefer noch liegt der Weisheitskörper, der Ort von Intuition, innerem Wissen und Unterscheidungskraft. Und im innersten Kern leuchtet der Glückseligkeitskörper – eine stille, weite Präsenz, die jenseits von Worten liegt.
Diese Hüllen sind keine getrennten Schichten, sondern lebendige Felder, die sich gegenseitig beeinflussen. Wenn wir atmen, berühren wir nicht nur den physischen Körper, sondern auch das Energiesystem. Wenn wir meditieren, klären wir den Geist und öffnen uns für tiefere Einsichten. Jede Praxis, die mit Achtsamkeit geschieht, wirkt auf mehreren Ebenen zugleich.
Granthis – Die Knoten im Energiefluss
Die Granthis sind energetische Knotenpunkte, die den freien Fluss von Prana behindern können. Sie sind nicht als Fehler zu verstehen, sondern als Verdichtungen, die bestimmte Lebensthemen spiegeln.
Der erste Knoten, Brahma Granthi, liegt im Beckenraum und steht für die Bindung an Materie, Sicherheit und Kontrolle. Wenn dieser Knoten sich löst, entsteht Vertrauen in das Leben selbst.
Der zweite Knoten, Vishnu Granthi, befindet sich im Herzraum und betrifft emotionale Anhaftung, Rollenbilder und Identität. Seine Lösung bringt Weite, Mitgefühl und die Fähigkeit, sich selbst und andere in Freiheit zu lieben.
Der dritte Knoten, Rudra Granthi, liegt im Bereich der Stirn und ist mit dem Ego, mit Kontrolle und intellektueller Fixierung verbunden. Wenn dieser Knoten sich löst, öffnet sich das Tor zur inneren Schau, zur Hingabe und zur Erfahrung des Einsseins.
Die Auflösung dieser Knoten geschieht nicht durch Willenskraft, sondern durch Präsenz, durch das stille Lauschen auf das, was sich zeigen will.
Chakras – Tore des Bewusstseins
Die Chakras sind Energiezentren entlang der Wirbelsäule, die verschiedene Aspekte unseres Lebens und Bewusstseins repräsentieren. Sie sind wie Tore, durch die Energie fliesst, sich verdichtet oder stagniert.
Das Wurzelchakra steht für Erdung und Urvertrauen. Das Sakralchakra für Kreativität und emotionale Bewegung. Das Nabelchakra für Selbstbewusstsein und Entscheidungskraft. Das Herzchakra für Liebe und Verbindung. Das Kehlchakra für Ausdruck und Wahrheit. Das Stirnchakra für Intuition und innere Führung. Und das Kronenchakra für Transzendenz und das Erleben des Göttlichen.
Diese Zentren sind keine festen Orte, sondern vibrierende Felder. Sie können geöffnet, blockiert, überaktiv oder unterversorgt sein. Durch Atem, Klang, Visualisierung und Berührung können sie harmonisiert werden. Wenn die Energie frei durch die Chakras fliesst, entsteht ein Gefühl von Lebendigkeit, Klarheit und innerer Ausrichtung.
Ein Erfahrungsweg
Die feinstoffliche Anatomie ist kein theoretisches Konzept, sondern ein Erfahrungsweg. Sie lädt uns ein, den Körper nicht nur als physisches Gefäß zu sehen, sondern als Tempel des Bewusstseins. Sie erinnert uns daran, dass Heilung nicht nur auf der Ebene der Symptome geschieht, sondern im feinen Lauschen auf das, was darunter liegt.
In der Praxis bedeutet das: Asanas nähren den physischen Körper und öffnen die Energiekanäle. Pranayama reguliert den Fluss von Prana und löst Blockaden. Meditation klärt den Geist und führt zur inneren Stille. Rituale, Klang und Berührung können die Chakras ansprechen und tiefgreifende Wandlung ermöglichen.
Abschließende Gedanken
Die feinstoffliche Anatomie schenkt uns eine Landkarte für innere Entwicklung, für Heilung, für spirituelle Entfaltung. Sie lädt uns ein, den Menschen als vielschichtiges, leuchtendes Wesen zu begreifen – und erinnert uns daran, dass wir mehr sind als Körper und Gedanken. Dass in uns ein Raum wohnt, der still, weit und unzerstörbar ist.




Liebe Nora
Vielen Dank für diesen schönen Text. Und danke für deine wertvolle Arbeit.
Ich bin froh hast du dich dieser Arbeit verschrieben und habe ich somit bei dir diesen Raum und Begleitung gefunden, um einfach zu sein, zu erkunden und (wieder) zu finden. Es ist eine wunderbare Erfahrung. Alles Liebe Sandra