Svadhisthana – Die Quelle unserer Lebenskraft

Das Svadhisthana-Chakra, auch Sakralchakra genannt, ist das zweite der sieben Hauptchakras im tantrischen Yoga-System. Es befindet sich im Bereich des Kreuzbeins, etwa eine Handbreit unterhalb des Nabels. Der Sanskrit-Name bedeutet „Wohnstätte des Selbst“ – ein Ort, an dem unsere ursprünglichen Impulse, Emotionen und kreativen Kräfte ruhen.

Element, Farbe, Sinnesorgan, Wochentag und Planet

Dem Svadhisthana-Chakra ist das Element Wasser zugeordnet – es steht für Fliessen, Anpassungsfähigkeit und emotionale Tiefe. Die zugeordnete Farbe ist Orange, manchmal auch Weiss oder Schwarz. Der Geschmackssinn ist das zugehörige Sinnesorgan – er verbindet uns mit Genuss, Sinnlichkeit und der Fähigkeit, das Leben zu kosten.

Der dem Chakra zugeordnete Wochentag ist Dienstag, ein Tag der Bewegung, Lebendigkeit und schöpferischen Kraft. Der zugehörige Planet ist Merkur, der für Kommunikation, Wandel und kreative Ausdrucksfähigkeit steht.

Das Chakrasymbol zeigt einen Lotus mit sechs Blütenblättern, in dessen Zentrum ein weisser Halbmond ruht – Sinnbild für Wandel, Fruchtbarkeit und zyklische Prozesse. Das Bija-Mantra lautet VAM, und die zugeordnete Gottheit ist Vishnu, der Erhalter.

Entwicklungsphase

Das Svadhisthana-Chakra ist besonders aktiv in der zweiten Lebensphase, etwa vom 7. bis zum 14. Lebensjahr. In dieser Zeit erwachen unsere emotionalen und sexuellen Kräfte, wir entwickeln ein Gefühl für persönliche Grenzen, Beziehungen und Selbstakzeptanz. Störungen in dieser Phase – etwa durch unterdrückte Gefühle oder mangelnde Begleitung in der Pubertät – können das Chakra langfristig aus dem Gleichgewicht bringen.

Psychologische Dimension

Svadhisthana ist das Zentrum unserer Sinnlichkeit, Kreativität und emotionalen Intelligenz. Es beeinflusst, wie wir mit Lust, Nähe, Intimität und schöpferischem Ausdruck umgehen. Ein ausgeglichenes Chakra schenkt Lebensfreude, Begeisterungsfähigkeit und emotionale Beweglichkeit. Im Ungleichgewicht können Scham, Schuldgefühle, Eifersucht oder das Gefühl emotionaler Leere auftreten.

Die Energie dieses Chakras zeigt sich nicht nur in Sexualität, sondern in jedem kreativen Akt – ob beim Malen, Kochen, Gestalten oder in der Art, wie wir Beziehungen leben. Sie ist die Kraft, die Neues hervorbringt und Wandel ermöglicht.

Körperliche Praxis zur Aktivierung

Zur Harmonisierung des Svadhisthana-Chakras eignen sich:

• Fliessende Bewegungen wie Hüftkreise oder wellenartige Bewegungen

• Asanas wie Baddha Konasana (Schmetterlingssitz),

• Atemübungen mit Fokus auf den Unterbauch

• Visualisierungen von Wasser, Mondlicht oder orangefarbenem Licht

• Rezitation des Bija-Mantras VAM

• 
  

Persönliche Erfahrung – Genuss als Übungsweg

Ich bin dabei, das Svadhisthana-Chakra besser kennenzulernen – besonders in Momenten, in denen ich mich emotional leer oder innerlich ausgetrocknet fühle. Es fällt mir nicht immer leicht, mich mit meiner Sinnlichkeit und meinem kreativen Fluss zu verbinden. Und ich merke, dass ich Mühe habe, mich einfach gehen zu lassen – mich dem Moment hinzugeben, ohne Kontrolle, ohne Zweck. Aber ich übe.Ein liebevoller Schritt auf diesem Weg ist unser Desserttag am Dienstag. Es ist ein kleines Ritual, das mir hilft, Genuss bewusst zu erleben – nicht nebenbei, sondern mit Achtsamkeit und Hingabe. Ich spüre, wie mich das Schmecken, Riechen und Wahrnehmen zurück in den Körper bringt. Es sind diese einfachen, sinnlichen Momente, die mir helfen, wieder in Kontakt mit meiner Lebenskraft zu kommen.

Auch in meiner kreativen Praxis zeigt sich dieser Wandel: Ich habe begonnen, frei zu stricken, ohne Schnittmuster, einfach dem Faden und meiner Intuition folgend. Das gleiche gilt fürs Kochen – ich löse mich zunehmend von Rezepten und vertraue auf Geschmack, Gefühl und spontane Kombinationen. Diese Form von freier Gestaltung fordert mich heraus, schenkt mir aber auch ein tiefes Gefühl von Lebendigkeit und Selbstvertrauen

Ich lerne, dass Genuss nicht oberflächlich ist, sondern tief nährend – eine Form von Selbstfürsorge, die das Svadhisthana-Chakra stärkt. Und ich darf mir Zeit geben. Es ist ein Übungsweg, auf dem ich Schritt für Schritt Vertrauen in meine Sinnlichkeit und mein inneres Fliessen entwickle.

Svadhisthana erinnert mich daran, dass ich nicht funktionieren muss, sondern geniessen darf – auch wenn das manchmal Mut und Übung braucht.

Fazit

Das Svadhisthana-Chakra ist die Quelle unserer Lebenslust, Sinnlichkeit und schöpferischen Kraft. Es lädt uns ein, das Leben zu kosten, uns hinzugeben und Neues entstehen zu lassen. Wenn wir lernen, unsere Emotionen zu ehren und unsere Kreativität zu leben, öffnen wir die Tür zu einem erfüllten, lebendigen Dasein – getragen vom Fluss des Wassers und der Weisheit unseres Körpers.